L'Eau-xikon: Leder

Dem herrlichen Duft von neuem Leder kann man sich kaum entziehen. Neue Lederhandschuhe, eine edle Handtasche, ein Reitsattel, die Ledersitze im Auto, eine Lederjacke - mit dem Geruch haben wir wunderbare Emotionen verknüpft. Die Parfumkultur, wie wir sie heute in Europa kennen, findet seinen Ursprung in der Lederbranche. In Grasse, im 16. Jh. ein Tausendseelendorf in Südfrankreich, wurden damals hauptsächlich Lederwaren produziert. Eines Tages entstand von einem Grasser die Idee, Lederhandschuhe zu beduften und diese an die Adeligen in Paris zu verkaufen. Die Idee war erfolgreich und viele Adelige in Europa fingen an, beduftete Lederhandschuhe zu tragen. Da dieser Trend zu gutem Markterfolg führte, wurde in Grasse als nächster ökonomischer Schritt das erste alkoholbasierte Parfum erfunden. In den Königshäusern fing es an, nach Parfum zu riechen, und eine Duftkultur entstand. Grasse blieb lange Zeit der Drehpunkt der Parfumwelt, hier wurden Rohstoffe angebaut und mit feinsten ätherischen Ölen von fern Handel betrieben. Bis heute bleibt Grasse eine wichtige Handelsstadt für natürliche Rohstoffe, während die Parfumeure der grossen Kreationszentren der Riechstofffirmen heute in New York und Paris arbeiten.

Leder an sich lässt sich nicht extrahieren, es gibt keine ätherischen Öle, die nach Leder riechen. Trotzdem sind Parfumeure fähig, Leder-Akkorde zu konstruieren. Dabei greifen sie auf Naturstoffe sowie künstlich hergestellte Riechstoffe zurück. Um Leder zu imitieren, wird Castoreum, Tabaköl oder Birkenteer verwendet. Castoreum wird aus den Drüsen des Bibers gewonnen und riecht ledrig-animalisch, der Birkenteer ist ein Endprodukt aus der Verkohlung von Birkenrinden und riecht nach warmem Rauch. Da Castoreum sehr teuer ist und ein Tierprodukt, wird es zum Glück nur sehr selten verwendet. Eine weitere interessante Substanz ist Zistrosenöl, welches häufig in männlichen Düften Verwendung findet. Unter den künstlich hergestellten Riechstoffen sind Isobutyl Quinoline sowie die Base Suederal (Mix von Substanzen) nennenswert. In der Autoindustrie werden die Sitze häufig mit Suederal behandelt, dies ergibt den typischen, intensiven Geruch von Leder, der beim Verkauf von neuen Autos sehr wichtig für die Emotionalisierung des Produktes ist.

Interssant zu erwähnen ist das Russische Leder. Russisches Leder ist ein Kuhleder, das nach dem gerben mit Birkenteeröl behandelt wird, welches in Russland aus den Birkenrinden der weitläufigen Birkenwäldern hergestellt wird. Das Birkenteeröl wird dabei in das Leder hineingearbeitet, dadurch erhöht sich die Langlebigkeit des Leders, es wird flexibler und wasserabweisend. Diese Ölimpregnation schützt das Leder auch vor Insektenschäden. Im 17. und 18. Jh. war Russisches Leder dank der hohen Qualität ein sehr bekanntes Exportprodukt mit vielseitiger Anwendung. Das Ölen des Leders mit Birkenteeröl gab dem Leder ein klares Unterscheidungsmerkmal von anderen Ledern auf dem Markt, zudem roch es ganz eigen nach einer Mischung aus Birkenteeröl und Naturleder.

Die Parfümerie Osswald führt spannende Lederdüfte: 

J. F. Schwarzlose: Leder 6

Memo Paris: Italian Leather, Sicilian Leather, French Leather, Russian Leather

Thameen: Regent Leather

Tom Ford: Ombré Leather

New Notes: New Leather

Nicolaï: Cuir Cuba 

Atelier des Ors: Cuir Sacré